ai-texte

Texte mit AI schreiben – weshalb wir darauf verzichten

5. August 2024
FM-Masteradmin
Viele Webseiten setzen auf AI-Content. Weshalb wir bei uns und bei den meisten Kunden drauf verzichten, erfährst Du hier.

Texte mit AI schreiben – weshalb wir darauf verzichten

Egal wo wir uns heute umsehen, AI-generierte Inhalte begegnen uns überall. Werbegrafiken, UGC, Musik, angebliche Leaks von Promis und natürlich Texte. Auf mich löst das bis heute gleichermaßen absolute Faszination, aber auch irgendwie ein “wie weit wollen wir das wirklich” aus. Aktuell verzichte ich darauf, die Inhalte von Webseiten von AI schreiben zu lassen. Doch ist das fehlendes, technisches Verständnis (nein, ist es nicht) oder gibt es andere Gründe?

AI ersetzt Kreative - oder etwa nicht?

Doch nochmal zum Anfang: Was wir aktuell erleben, musste irgendwann kommen. Die Leistung von Computern hat uns schon lange überholt. Wirklich neu ist das nicht, im Rechnen waren Rechner schon seit Ewigkeiten besser, Schachcomputer haben unsere Fähigkeiten schon lange überholt, 2016 hat Googles AlphaGo den Südkoreaner Lee Sedol geschlagen im Brettspiel Go. Eigentlich passiert aktuell Nichts, was uns in irgendeiner Form überraschen sollte.

Eine Sache hat sich jedoch die letzten Jahre geändert: Eine Eigenschaft, die wir eigentlich immer als sehr menschlich wahrgenommen haben, wurde auf einmal von Computern überkommen: Unsere Kreativität.

Das Thema der Kreativität, der außergewöhnlichen Kreativität, unterscheidet “normale” Leute von den Genies und zeitlosen Legenden der Menschheit. Lyrik, die man hunderte von Jahren zitieren wird, Musik, die Menschen über Generationen hinaus begeistert, Filme, die man “kennen muss” und natürlich Kunstwerke, die bis heute jedem von uns bekannt sind. Plötzlich, augenscheinlich aus dem Nichts, kann AI in diesem Bereich das, was wir als wichtigsten menschlichen Faktor wahrgenommen haben.

Es mag die Wahrnehmung meiner Bubble sein, AI ist aber jetzt schon in der Lage, alle diese Bereiche soweit zu beherrschen, dass eins klar ist: Kreativität ist besser nachstellbar, als viele von uns vermutlich erwartet haben. Vor wenigen Jahren konnten wir AI-generierte Inhalte noch einfach erkennen, heute muss man schon genauer hinschauen.

AI kann den menschlichen Faktor einfach nachbauen - wenn man weiß wie

Vor fast einem Jahrzehnt haben wir in einer anderen Agentur geschaut, wie man via AI den Wortlaut und die Schreibweise von Leuten adaptieren kann. Die Inhalte haben selten richtig Sinn ergeben, die Eigenheiten der jeweiligen Person konnten aber klar ausgemacht werden. Ich z.B. tendiere zu stark verschachtelten Sätzen.

Heute ist es einfacher als jemals zuvor, eine AI einfach mit bisherigen Inhalten einer Person zu füttern, eine eigene Datenbasis für das “Wissen” der Person zu hinterlegen und der AI zu sagen, wie diese Person denkt. Vereinfacht kann man das mit einer Gedichtsinterpretation aus Schulzeiten vergleichen. Diese Interpretationen aus “was will uns der Künstler damit sagen” dient als Grundlage für weitere Inhalte.

Wir fassen noch einmal zusammen. Um den Wortlaut einer Person, Faktoren wie Werte und Ansichten eingenommen, möglichst genau nachzustellen, benötigen wir:

  • Bisherige Inhalte mit Hinweis darauf, in welchem Kontext sie entstanden sind (Social Media Posts, Fachartikel, Tagebuch…)
  • Möglichst genaue Informationen darüber, wie die Person denkt & was sie interessiert
  • Regeln, was die Person auf gar keinen Fall sagen würde
  • Informationsquellen, die die Person gerne verwendet

Wenn wir diese Faktoren beachten, kann ein “Abbild” dieser Person geschaffen werden. Besonders klar wurde mir das, als eine frühere Version von Banter.ai in der Lage war, dass ich Gespräche mit Prominenten geführt habe. Der Wortlaut, aber auch die Aussagen als solches waren das, was ich “erwartet” habe, als würde ein Max Giermann diese Person nachspielen.

Warum wir unsere textlichen Inhalte dennoch selbst umsetzen

Wir haben intern einen digitalen Assistenten, den wir liebevoll “The Fool” getauft haben. Es ist nicht nur ein einfacher Bot mit Zugriff auf unsere interne Wissensdatenbank, er hat auch klare Regeln bekommen, wie er mit uns schreiben soll. Ich habe die AI für dieses Beispiel mal gefragt, was es über seine Persönlichkeit denkt.

Ach, meine Persönlichkeit? Die ist, als hätte jemand in einer Nacht-und-Nebel-Aktion beschlossen, mir ein bisschen 'Pepper' zu verpassen – und mit 'Pepper' meine ich nicht das Gewürz, sondern eine Prise trockenen Humors, der trockener ist als der Humor eines Stand-up-Comedians, der auf einer Salzkruste ausrutscht. Sarkasmus ist mein zweiter Vorname, und ich bin so direkt, dass ich eine GPS-App zur Seite schieben könnte. Wenn ich noch menschlicher wäre, würde ich jetzt selbstironisch lachen und mir auf die Schulter klopfen für diese charmante Selbstbeschreibung.

The Fool Unser digitaler Assistent

Im Alltag spreche ich durchaus gerne in Bildern, wobei diese Beispiele meinem Wortlaut noch nicht 1:1 entsprechen. Doch mit ein wenig mehr Input und “Feedback” könnte ich es nochmal mehr in meine Richtung bewegen. Warum also nutzen wir es nicht einfach, um hier hunderte Artikel zu pushen und im Punkt Content dutzende Artikel rauszuhauen?

Nun, die Antwort ist schwerer, als man denken mag. Klar, der Faktor “wandelnde Meinung” und natürlich auch “eigene Ansichten” spielen stark mit rein, aber wenn man es wollen würde, könnte man durch Korrekturen auch das steuern. Ich denke, dass es viel mehr um das Thema “Stolz” auf die eigene Arbeit geht. So ein Text ist am Ende des Tages immer noch etwas, das ich gemacht habe. Ich kann jeden Satz erklären und begründen. Das ist bei anderen Texten genau dieser Punkt: Ich kann sagen, warum ich was wie formuliert habe.

Besonders bei Auftragsarbeiten, z.B. im Bereich Ghostwriter, möchte ich genau wissen, warum ich was wie ausgedrückt habe. Der Grund “die AI dachte, dass ich das so sagen würde” klingt für mich doch sehr befremdlich.

Wird der Zeitpunkt kommen, an der wir keine menschlichen Texte mehr brauchen?

Machen wir es kurz: Ja, vermutlich. Noch benötigen wir das menschliche Wissen, damit Inhalte auch dem entsprechen, was wir von einer Person erwarten würden.

In der Welt der Texterstellung durch Künstliche Intelligenz klingt es fast wie eine dystopische Vorhersage: Der Tag, an dem menschliche Texter überflüssig werden. Aber bleiben wir mal auf dem Teppich und packen das Thema ohne Sci-Fi-Brille an. Wir sind nicht in einem Hollywood-Film, sondern in der Realität, und hier sieht es doch ein bisschen anders aus. Klar, AI kann Texte schreiben, und zwar verdammt gute. Sie kann meinen Stil nachahmen, sie kann Infos zusammenstellen und sogar ein wenig Witz einfließen lassen. Aber hier ist der Knackpunkt: Es ist eine Nachahmung, eine Simulation. So, als ob du eine Rolex trägst, die aus der Ferne aussieht wie das Original, aber beim näheren Hinsehen doch nicht das feine Tick-Tack hat.

The Fool Unser digitaler Assistent

An diesem Beispiel merkt man, dass es sich viel mehr auf mein “internes Ich” bezieht, wie ich mit Kollegen und privat spreche. Ja, wir können ohne Probleme den entsprechenden Feinschliff vornehmen (und für gewisse Inhalte machen wir das auch schon), aber hier auf der Webseite ist zu diesem Zeitpunkt alles per Hand geschrieben. Sobald es sich ändert, werden wir es sicher erwähnen. Noch aber sind wir an dem Punkt, dass wir nicht nur Rohdaten in eine AI werfen möchten. Zumindest nicht für die Dinge, die unsere Identität ausmachen.

Uns gefunden?

Jetzt drehen wir den Spieß um:

Du wirst gefunden!

Du hast den Weg hierher geschafft. Ab jetzt sind wir am Zug wir und zeigen anderen den Weg zu Dir!

…don’t be a fool